Die Zeit laflt es leider nicht zu, Ihnen weitere Informationen aus der theoretischen und praktischen COMIS-Arbeit zu vermitteln. Details von technischer Seite werden im tlbrigen im AnschluB an meine Ausftlhrungen von Herrn Riebschlager vom Rechenzen- trum des Landschaftsverbandes Rheinland, Köln, mitgeteilt. Lassen Sie mich nur abschlieBend und auf Wunsch der Veranstalter dieses Symposiums einige SchluBfolgerungen aus der COMIS-Arbeit versuchen. Wenn es wegen der zugegebenermaflen sehr kurzen und beschrankten Erfahrung überhaupt erlaubt ist, be- reits heute zu einem Zwischenergebnis oder gar zu weitergehenden Postulaten zu kom men, so vielleicht, weil man u.U. sich noch die Unbefangenheit gegenüber den Phano- menen bewahrt hat. Aus dieser Sicht könnte man aufgrund der praktischen Arbeit fol- gende sozusagen archivische Forderungen formulieren: 1 Erkennbar wurde ein fundamentales Sprachproblem; der Archivar mufl eine ver- starkte terminologische Kontrolle über seinen Verzeichnungstext ausüben. Er selbst mufl sich starker um die Partizipation an der dokumentarischen und ADV- Fachsprache bemühen. 2 Kenntnisse rein archivischer Methoden genügen nicht mehr. Die Ausbildung des Ar- chivars mufl sich mehr als bislang an der komplizierter werdenden Arbeit speziell im Kommunalsektor orientieren. 3 Die Intensitat der Verzeichnung darf nicht mehr nur im Bliek auf den Einzelbestand erfolgen, sondern mufl die mögliche Verknüpfung der Datenbestande berücksichti- gen. Insofern ist den Archivaren eine eher dokumentarische Mentalitat zu wün- schen. 4 Der Archivar mufl offener werden für die Bearbeitung der verschiedenen Quellenar- ten, damit die Daten z.B. einer meist vemachiassigten zeitgeschichtlichen Sammlung nicht 'verlorengehen'Die gelingt mit verschiedenartigen Erschlieflungsmethoden. 5 Der Archivar mufl seinen Standort innerhalb der Schriftgutverwaltung, d.h. gegen über dem Aktenproduzenten offensiver und selbstbewuflter vertreten und verteidi- gen. Die Zusammenarbeit mit den Dokumentationsstellen, den Rechenzentren und den kommunalen Spitzenverbanden ist zu intensivieren. 6 Innerhalb der archivischen Diskussion mufl der Stellenwert des kommunalen Sek- tors gestarkt werden. Dies gilt insbesondere für die Weiterentwicklung moderner Technologien, z.B. für Thesaurus-Entwicklung. 7 Dokumentarische Methoden und ADV-Anwendung müssen unter Archivaren mit gröflerer Zielstrebigkeit untersucht werden, der Erfahrungsaustausch der Anwender z.B. in einer Arbeitsgemeinschaft unabhangig von der archivischen Spartenzu- ordnung (ob kirchlich, staatlich, kommunal, kommerziell etc.) gefördert werden. Ich komme zum Schlufl: Obwohl die Rahmenbedingungen sowohl durch die finanzielle Situation der Archivtrager als auch durch die haufig fehlende innovatorische Mentali tat der Archivare selbst nicht gerade eine praktische Umsetzung neuer Verfahren nahe- legt, hat sich also die ABSt entschlossen, das geschilderte System nunmehr als obligato- rische Methode anzuwenden zum erhofften Vorteil für Benutzer und Archivare. H. P. Neuheuser [471] [470]

Periodiekviewer Koninklijke Vereniging van Archivarissen

Nederlandsch Archievenblad | 1982 | | pagina 44