Bereits bei der Gestaltung einer Ausstellung zum 20. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik 1969 und schliesslich bei der Einrichtung der Dauerstel- lung in der Erinnerungsstatte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Ge- schichte im Schloss Rastatt 1974 hat das Bundesarchiv sich um die Anwendung neuer Techniken bemüht, soweit es die finanziellen Mittel zuliessen. Als relativ einfach, aber wirksam erwies es sich, die Vitrinen mit den durchweg kleinen Dokumenten, zu denen der Betrachter sich oft herabbeugen muss, durch grosse Bildwande zu ergiinzen. Die Industrie bietet verschiedene Systeme von freisteh- enden Metallkonstruktionen an, in denen Platten bis zur Grosse von etwa 10 qm vertikal montiert werden können. Moderne fotografische Methoden machen es möglich, alle Arten von Dokumenten und Abbildungen oder auch Aus- schnitte daraus schwarz-weiss oder farbig so zu vergrössern, dass sie dem Besucher ins Auge fallen und seine Neugier wecken, dann auch das in der Vitrine gezeigte viel kleinere Original zu betrachten. Derartige Tafeln, die in entsprechender Grosse erklarende Texte bieten sollten, sind besonders geeignet, einzelne Teile einer Ausstellung voneinander abzugrenzen. Sie können ausser- dem farbig und plastisch ausgestattete Landkarten und Diagramme aufnehmen und nicht zuletzt überdimensionale Fotos von Orten oder Personen, die zu den ausgestellten Archivalien in Beziehung stehen. Besonders wirksam bei der Gestaltung von Archivausstellungen erweist sich die Verwendung von Farbdiapositiven. In der einfachsten Form werden einzelne Dias von Dokumenten oder die erganzenden Bilder in beleuchteten Kasten in Bildwande einbezogen oder von einem fest installierten Projektor darauf pro- jeziert. Grosseren Erfolg erzielen Diaseriën, die in Dia-Rückprojektions-Boxen auf einem Bildschirm geworfen werden; in der Regel sind darin zwei Projekto- ren mit je einem Rundmagazin für maximal je 80 Dias installiert, so dass Schwarzphasen beim Bildwechsel vermieden werden. Das Gerat kann vom Be trachter eingeschaltet werden und schaltet sich nach Durchlauf der Serie auto matisch ab. Es kann mit einem Tonbandgerat kombiniert werden, das von einem Endlostonband einen gesprochenen Kommentar zu den Dias und entsprechende Musik über Lautsprecher oder Kopfhörer wiedergibt. Über erste derartige Ein- richtungen wird das Bundesarchiv Ende 1977 in Rastatt verfügen. Der sehr viel eindrucksvollere Einsatz einer sogenannten Multivisionswand wird leider einst- weilen nicht möglich sein. Das Stadtarchiv Bochum konnte dagegen für eine Ausstellung Deutschland nach dem 2. Weltkrieg" auf einer Leinwand im Format 3.50 X 4.00 m mit 6 gleichzeitig oder zeitlich versetzt belegten Feldern, die auch zu einem Grossbild zusammengefasst werden konnten, mit 12 Pro- jektoren, 6 Überblendgeraten und einem Tonbandgerat eine Schau von 520 Dias mit Kommentar, Musik und Originaltonaufzeichnungen aus der behan- delten Zeit darbieten. Tonbandgerate ohne Verbindung mit Dias wurden vom Bundesarchiv einge- setzt, um mit lonquellen aus den eigenen Bestanden oder Archiven von Rund- funkanstalten, z. B. Reden von Politikern, Parlamentsdebatten, Reportagen, die Schrift- und Bilddokumente zu erganzen. Dabei werden Einrichtungen verwen- [376] det, wie sie in Schallplattengeschaften gebrauchlich sind, bei denen an ein Wie- dergabegerat Kopfhörer für mehrere Personen angeschlossen sind, ohne dass es selbst ihnen zuganglich ist. Für solche relativ preiswerten Anlagen können auch Tonbander besonders produziert werden. Für die Ausstellung in Rastatt wurden Freiheitslieder, deren Texte und Noten z. T. in Polizeiakten gefunden wurden, von einem Chor aufgenommen. Die Bande werden zusammen mit kommerziellen Schallplatten ahnlicher Lieder und dem Tonband einer Rund- funksendung mit entsprechenden Gedichten abgespielt. In gleicher Weise wird der Film benutzt, Archivalienausstellungen lebendiger zu gestalten. Exponate aus jüngster Zeit werden durch zeigenössische Filme er- ganzt, bei der Ausstellung in Rastatt werden Dokumentarfilme zur Geschichte des 19. lahrhunderts vorgeführt, die für die Bundeszentrale für politische Bil- dung produziert wurden. Wünschenswert ist, dass die Vorführungen nicht nur zu bestimmten Zeiten erfolgen, sondern dass ein Gerat zur Verfügung steht, in dem Super-8-Tonfilme automatisch auf Endlosbandern laufen und das die Besucher selbst ein- und ausschalten können. 5a. Alle bisher genannten Techniken sind nach den Erfahrungen des Bundes- archivs wirtschaftlich vertretbar; ihre Kosten stehen in angemessenem Verhalt- nis zu ihrem Nutzen. Das gilt nicht oder wenigstens noch nicht für zwei andere Methoden, die für den Benutzer den Zugriff auf Informationen aus Archiven erleichtern und beschleunigen sollen. Die eine ist die sogenannte Telekopie oder Faksimilekommunikation. Man versteht darunter die Verbrei- tung von Dokumenten, vor allem von Zeichnungen und Planen, durch unter- schiedliche Verfahren, bei denen Lichtwerte abgetastet, in elektrische und akus- tische Werte umgewandelt, über Telefon drahtlos oder über Leitungen übermittelt und zurückverwandelt werden. Absender und Empfanger müs- sen über aufeinander abgestimmte Sende- und Empfangseinrichtungen ver fügen, die an einen Telefonapparat angeschlossen sind. Die Übertragunszeit, für die dieselben Gebühren zu entrichten sind wie für ein gleichlanges Gesprach, dauert bei den einfachsten Geraten 6 Minuten für eine Seite im Format DIN A 4 (210 X 297 mm), sie kann bei grösserem technischen Aufwand auf 30 oder sogar 15 Sekunden reduziert werden. Dabei ist jedoch festzustellen, dass die Qualitat der Wiedergabe sich bei grösserer Übertragungsgeschwindigkeit ver mindert. Gebundene Vorlagen eignen sich bei vielen Geraten nicht für die Tele kopie, so dass daraus zuerst Kopien auf lose Blatter gefertigt werden müssen. Bibliotheken haben sich bereits mehrfach mit der Frage befasst, ob auf diese Weise die Bereitstellung von Literatur in dringenden Fallen über grössere Ent- fernungen zu vertretbaren Kosten und in guter Qualitat möglich ist. Archivbenutzer werden Faksimiles von Archivalien kaum einmal so rasch be- nötigen, dass sie die Übersendung einer Kopie mit Luftpost und Eilzustellung nicht abwarten können und bereit sein werden, die höheren Kosten für die Tele kopie zu tragen. Sie liegen zur Zeit für die Übermittlung einer Seite über mehr als 100 km bei 5,78 DM, wenn das billigste Gerat für wenigstens 1000 Kopien [377]

Periodiekviewer Koninklijke Vereniging van Archivarissen

Nederlandsch Archievenblad | 1978 | | pagina 13