Prof. dr. H. Booms opent het congres, aandachtig toegehoord door
drs. R.A.D.Renting, dr. F.C.J.Ketelaar en dr. C. Wyffels.
(foto: gemeentearchief Den Haag)
Internationalen Archivrates, so sind auch meine persönlichen Empfindungen
hier, unter den niederlandischen Kollegen zu sein, völlig anderer Natur. Hier,
in diesem hoch entwickelten Kulturland, mit jahrhundertealter archivischer
Tradition am liebsten würde ich Ihnen jetzt zurufen: Müller, Feith und
Fruin - hier betrachtet der Internationale Archivrat die Einladung als Aus-
druck der Verbundenheit und Treue der niederlandischen Kollegen zum Inter
nationalen Archivrat.
Es ist dies die Treue, die sich vielen Jahren in dem so vielfaltigen, aktiven
Einsatz zahlreicher niederlandischer Kollegen in den unterschiedlichsten Or
ganen des Internationalen Archivrats bewahrt hat. Eine Treue, die sich nie-
dergeschlagen hat in der nachhaltigen Unterstützung, die der Internationale
Archivrat durch den Algemeen Rijksarchivaris, den hochgeschatzten Kollege
und lieben Freund, Herrn Ribberink, erfahren hat.
Ich möchte hinzufügen, dafl es mir selbst tiefe Freude bereitet, gerade den
KongreB der niederlandischen Kollegen und Freunde, deren Sprache ich ver-
stehe und mit denen ich mich immer in besonderer Weise nachbarschaftlich
verbunden gefühlt habe, nun in meiner neuen Eigenschaft als Prasident des
Internationalen Archivrats mit einer GruBadresse eröffnen zu dürfen.
Das Thema dieses Kongresses hier heute in Den Haag scheint - falls ich die
niederlandische Formulierung richtig verstehe - nicht nur allein von zentraler
fachlicher Bedeutung zu sein, sondern von akuter Bedeutung. Habe ich doch
den Eindruck, daB die Frage, ob die Gesamtverfassung eines nationalen Ar-
chivwesens, so wie Sie aus der Vergangenheit auf uns gekommen ist, heute
noch zweckmaBig ist, im Augenblick international aufgeworfen wird. Schau-
en wir uns um, z.B. hier in Westeuropa, so sind Archivgesetze, überall dort,
wo noch keine erlassen wurden, in forcierter Vorbereitung. Wo diese Frage
6
nach einem Archivgesetz lange nicht in eine intensivere Sacherörterung hin-
einzubringen war, da hat der derzeit akute Datenschutz diese Frage in Bewe-
gung gebracht. Also finde ich es nur folgerichtig und sachlich überzeugend,
wenn die Vereniging van Archivarissen in den Niederlanden ihr heutiges Ta-
gungsthema auf das vorangegangene Symposion Openbaarheid versus priva
cy folgen laflt. In der GewiBheit, daB es Ihnen dabei gelungen ist, diese beiden
einander so widerstrebenden Pole in ein wohl balanciertes Spannungsverhalt-
nis gebracht zu haben, und mir dieser Problematik bereits Alltagsumgang ge-
funden zu haben, muBte das Feld bereitet sein für fruchtbare Diskussionen
zum heutigen Thema. Dieses will mir zeigen, daB die niederlandischen Kolle
gen ein gutes Gespür dafür entwickelt haben, daB wir jetzt, daB wir in unseren
Tagen zu überprüfen haben, wohin der Weg die Archivare zu führen hat, ob
die bewahrten Ziele noch weiter in die Zukunft zu tragen oder ob neue Ziele
zu setzen sind, neue Wege zu erproben sind. Zweifellos wird der vom
Tagungsthema gesuchte Vergleich, der Bliek zum 'achtergrond van de ont
wikkelingen in het buitenland', das Fazit am Tagungsende erleichtern, ob ei
gene kritische Ansatze richtig oder ob sie doch zu korrigieren sind.
Der Internationale Archivrat, aber auch ich selbst, findet es gut und zweck
maBig, daB het bestuur van de Vereniging die Diskussion heute anknüpfen
lafit an Fragestellungen und Antworten des x. Internationalen Archivkon-
gresses in Bonn. Dies ist andererseits sicherlich nicht verwunderlich, waren es
mutmaBlich doch die gleichen Beobachtungen und Erfahrungen, die mich
den Exekutivkomitee 1981 hier in Den Haag vorschlagen lieBen, was Sie heute
zum Auftakt noch einmal aufgreifen mochten: Die Herausforderung der Ar
chive: Wachsende Aufgaben bei begrenzten Mitteln.
Der ehrenvolle Auftrag über die Antworten zu Berichten, die der x. Inter
nationale ArchivkongreB in seinen Fachsitzungen gefunden hat, ist meinem
verehrten internationalen Amtsvorganger Carlos Wyffels zugefallen. Ihm
möchte ich darum nicht vorgreifen, sondern ich möchte lediglich, ihm gleich-
sam den Weg bereitend voranschicken daB es dem KongreB nach meinem Ein
druck gelungen ist, den Kollegen aus aller Welt die Ursachen und Auswirkun-
gen der signifikanten Veranderungen in der archivischen Welt vertraut zu
machen, auf daB sie ihre gegenwartige Situation besser verstehen. Der Kon
greB wollte und sollte den Bliek darauf richten, daB Notwendigkeit und/oder
Ambition staatlicher Gewalt, die Masse Mensch immer umfassender zu ver
walten, zur Informationsflut führt und daB die Nötigung der Archivare, diese
Flut zu beherrschen, das Dokumentationsmaximum mit dem Dokumenten-
minimum zu schaffen, zur gegenwartigen Herausforderung der Archive
führt.
Dazu hat der KongreB Fragen gestellt. Nutzen Archivare modernes Man
agement, moderne Leistungsmethoden? Bieten die modernen Techniken, vor
allem die Automation Antworten? Wie kann das diffus gewordene Berufsbild
geklart werden, wie das Ausbildungsproblem im Spannungsfeld zwischen
Historikern und Informationsmanagern gelost werden, um die Möglichkeiten
und die Effizienz des menschlichen Einsatzes in Archiven zu verbessern? Hat
der KongreB weiterführende Antworten gefunden? Der Internationale Ar
chivrat möchte, der Internationale Archivrat muB es hoffen, will er seinem
unverrückbaren Ziel naher kommen, die Qualitat archivarischer Arbeit, und
7