Zehnten des Stiftes Xanten im Gebiet zwischen Maas und Waal oder die
Besitzungen des Stiftes Elten in Gelderland. Fiir die Generalstaaten blieben die
benachbarten Gebiete ein genau beobachtetes Vorfeld. Umgekehrt unterhielten die
rheinischen Fürsten ihre Agenten bei ihnen. Die reformierten Gemeinden von
Jiilich-Kleve-Berg fanden an den niederlandischen Universitaten ihren theolo-
gischen, an den reformierten Gemeinden Flollands oft genug auch ihren finan-
ziellen Riickhalt; umgekehrt suchte der Apostolische Nuntius in Köln die Ver-
bindung mit den Katholiken zu halten, sahen die wittelsbachschen Erzbischöfe in
Köln Lüttich als ihr Nebenbistum an. Nur bedeutet diese Aufzahlung nicht, daB
Sie über all diese Themata bei uns Material in Fiille finden könnten. Kleve war
seit 1614 keine Residenz rnehr, Diisseldorf seit 1716. Damit endet auch die poli-
tische Korrespondenz. Der Kurfiirst von der Pfalz lieB die politischen Akten
seiner beiden Vorganger (etwa seit 1648) von Diisseldorf nach Heidelberg, spiiter
nach München schaffen. Im kurkölnischen Archiv fehlt der politische Schrift-
wechsel fiir die Jahre 163088 fast ganz, ist dafür aber für die ersten Jahre des
Kurf. Josef Clemens (1688etwa 95), also gerade für die Jahre des Pfalzischen
Kriegs, sehr reichhaltig; die eingehenden Berichte des GroBkanzlers Karg von
Bebenburg aus Lüttich 169496 dürften ihren Wert haben41. Leider haben wir
für die Folgezeit auch hier keine vollstandigen Reihen der Agentenberichte aus
den Haag mehr. Das Archiv der Universiteit Duisburg, der reformierten Landes-
universitat des Herzogtums Kleve, bewahrt die Matrikel12 und Rechnungsbelege,
aber keine Korrespondenzen der Gelehrten.
1794 besetzen die Franzosen das linke Rheinufer und richten sogleich eine provi
sorische, 1798 eine definitive Verwaltung ein noch ehe die Gebiete ihnen
(1801) offiziell abgetreten waren. Die klevisch-geldrischen Gebiete, die 1815 den
Niederlanden zugewiesen wurden, blieben ebenso wie Sittard Teil des Roer-
Departements43. Ravenstein und Gemert werden 1800 an die Batavische Republik
abgetreten, die Distrikte Huissen, Zevenaar und Malburgen, auf die Preussen im
41 Vgl. M. Braubach, Kurköln, 1949, 181 ff.
42 W. Rotscheidt, Die Matrikel der Univ. Duisburg 1652—1818, 1938; W. Ring, Gesch.
der Univ. D., 1920; Th. Ahrens, Aus der Lehr- u. Spruchtatigkeit der alten Duisburger
Juristenfakultat der alten Duisburger Juristenfakultat (Duisburger Forschungen). Bei-
heft 4, 1962); Georg Becker, Die Studenten aus dem niederlandischen Raum an deutschen
Gymnasien u. Universitaten 1, 1944; Heinz Schneppen, Niederl. Universitaten u. deutches
Geistesleben, 1960.
43 Vgl. die Ubersicht bei J. C. Ramaer, Geschiedkundige Atlas van Nederland. De
Fransche tijd (17951815), 1926, 49 f.; L. Kass, Die Organisation der allgemeinen
Staatsverwaltung auf dem linken Rheinufer durch die Franzosen wahrend der Besetzung
1792 bis zurn Frieden von Luneville (1801), Giessener jur. Diss. 1929; M. Bar, Die
Behördenorganisation der Rheinprovinz seit 1815, 1919, 40 ff.; J. Hansen, Quellen zur
Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der Französ. Revolution 17801801. 4 Bande
1931 38 (Publ. d. Ges. f. rhein. Geschkde. 42); für die Einteilung des Roer-Departe-
ments s. den Kalender für das Ruhr-Departement auf des VII. Jahr der Franken-
Republik, Köln u. Aachen (1798) und die alphabetische Ortsliste im Annuaire du Dép.
de la Roer pour 1'anné 1809; ein Inventar der erhaltenen Akten gibt CharlesSchmidt,
Les sources de l'histoire des territoires Rhénans de 1792 a 1814, 1921, 197 ff., doch
liegt für den Bestand 'Lande zwischen Maas u. Rhein' 179498 jetzt ein neue's Ver-
zeichnis vor.
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Vertrag von Tilsit 1807 verzichtet hatte, 1808 an das Königreich Holland. Die
Vereinigung des Königreiches mit dem Kaiserreich Frankreich 181013 war zu
kurz, als dass sich die Vereinigung der beiden Landschaften im Bewusstsein oder
archivisch noch ausgewirkt hatte.
Ich habe mich darauf beschrankt, Ihnen darzulegen, was hauptsachlich die drei
Landesarchive und die groBen Stifts- und Klosterarchive für die Geschichte der
Niederlande hergeben. Ich hatte auf die Archive von Heinsberg und Moers44 hin-
weisen müssen, deren Herren im 15. Jh. in die zahlreichen Konflikte des nieder
landischen Raumes verwickelt waren, auf den NachlaB der Abtissin Maria Salome
von Thorn (f 1691) im Manderscheid-Blankenheimschen Archiv45, auf die Ur-
kunden und Akten betr. Wijnandsrade, Wehl und Lottum in den Archiven der
Herren von Bongard zu Pfaffendorf und v. Wylich-Lottum zu Hueth. Es ware
zu untersuchen, was die Zoll- und Rheinschiffahrsakten für die wirtschaftlichen
Beziehungen hergeben40. Ein Inventar der niederlandischen Materialien sollte sich
allerdings nicht auf das Hauptstaatsarchiv allein beschranken, sondern auch die
anderen rheinischen Archive, das des Marquis von Hoensbroeck ebenso wie die
Stadtarchive von Aachen, Emmerich, Köln, Wesel, das Stiftsarchiv in Xanten usw.
zu erschlieBen suchen. Auch dürfte der, der die Schriften der Devotio moderna
oder die liturgischen Handschriften niederlandischer Herkunft sammelt, in den
rheinischen Bibliotheken manches Stück finden. Die Xantener Kanoniker haben
noch 1525 bei den Doesburger, spater bei den Emmericher Fraterherren schrei-
ben lassen. Unser Archiv besitzt von solchen Prachtbanden niederlandischer Her
kunft zwei, ein Evangeliar von ca. 1100 aus Sint Truiden44 und ein Missale der
Klever Hofkapelle aus dem 15. Jh., das vielleicht in Utrecht geschrieben ist48.
F. W. OEDIGER.
44 Vgl. H. Keussen, Urkundenbuch der Stadt Krefeld u. der alten Grafschaft Moers
15, 1938. Erinnert sei daran, dass das Fürstentum Moers von 16001702 den
Oraniern gehorte.
45 Manderscheid-Blankenheim nr. 6780 15671699 (-1792).
40 Vgl. etwa W. Classen, Baunachrichten aus den klevischen Zollakten (Düsseldorfer
Jb. 45, 1951, 136 ff.).
47 Hs. G XI 1; vgl. Art mosan et arts anciens du pays de Liège (1951) 220 nr. 418.
48 Hs. G III 3.
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