tür die Jahre 147296 auch die Herrschaft Diest-Sichem in Brabant32. Da das
Herzogtum 50 Jahre lang (1371-1423) mit Geldern verblinden war, befanden
sich im Jiilichschen Archiv die Urkunden (1290 ff.) und Register des 14. Jhs.,
die 1941 an das Rijksarchief Arnhem abgegeben wurden (auch jene Privilegiën,
die 1949 aus dem Hausarchiv MLinchen erworben wurden, waren ursprünglich
hier33).Von den Briefen dieser Zeit sind in dem an sich sehr umfanggreichen Brief-
archiv3nur ein paar Einzelstiicke erhalten, eben genug um zu zeigen, wie vief
mehr die Familie Jüüch-Geldern mit den groBen Familien Englands und Frank-
reichs in Verbindung stand als die nachfolgenden der Herzöge von Berg. Für die
folgenden Auseinandersetzungen um das geldrisch-jülichsche Erbe nach dem Tode
des Herzorgs Reinald (1423), die mit der Hubertusschlacht bei Linnich 1444 ihr
vorlaufiges Ende fanden, ist die Überlieferung an Briefen reichhaltig, dasselbe
gilt für die politischen Wirren der Zeit Kg. Maximilians, etwa 1472—1500, dann
wieder für die 6 Jahre 153743, als Herzog Wilhelm Geldern gegen den Kaiser
zu behaupten suchte. Die Briefe des Gesandten Harst vom Hofe des Kaisers und
der Statthalterin Maria 15 3 8393° dürften einer Veröffentlichung ebenso wert
sein wie die Berichte des Propstes Blomendal aus Arnheim aus den letzten Jahren
der klevischen Herrschaft 1542433,1Die Überlieferung der folgenden Jahre ist
ungleichmaBig, wird aber durch die der beiden anderen Landesarchive erganzt, so
daB man mindestens die verherenden Auswirkungen des Niederlandischen Auf-
standes auf die Nachbargebiete darstellen kann. Zu allern, was die Westpolitik des
Reiches angeht, sind auch die Reichstagsakten heranzuziehen, die im Jülich-
Bergischen Archiv in einer geschlossenen Folge für die Jahre 15211603 erhalten
sind3'. für die spatere Zeit, allerdings nicht so geschlossen, im kurkölnischen
Archiv. Aus der Zeit des DreiBigjahrigen Krieges (161848) bietet das politische
Archiv des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm ein umfangreiches Material38.
Für die letzten 2Yi Jahrhunderte des alten Reiches besitzen wir vollstandig eine
Art Reichsarchiv, das des Niederrheinisch -oder wie man damals sagte
Niederlandisch-Westfalischen Kreises. Die Kreise, kollegialische Zusammen-
fassungen der Reichsstande, durch die das Reich seit 1521 überhaupt noch
funktionierte, hatten den Landfrieden zu wahren, die Urteile der obersten Reichs-
gerichte zu exekutieren, die Kontingente für die Reichsarmee zu stellen und die
32 Vgl. das Staatsarchiv D. 1, 95; das Archiv der Herrschaft Diest (61 Urkunden
(1213—) 130114461 ist 1941 an Belgien abgegeben worden; über die Herkunft vgl.
M. Friedemann, Inv. des pièces orig. et actes rel. aux seigneuries de Diest et Sichem
en Brabant, lesquels se trouvent aux archives ducales de Weilburg (Commission Royale
de Belgique, Compte rendu 14, 1848, 102 ff.).
.ij Verslagen 1941, 37 ff.; D. P. M. Graswinkel u. P. J. Meij, Gelderse charters uit
München teruggekeert, 1953. Das zu dieser Gruppe gehorende Archiv der Heerschaft
Mecheln (78 Urkunden 12121330) ist 1941 an Belgien abgegeben worden.
34 Jülich-Berg I (Vgl. Das Staatsarchiv D. 1, 79 ff.).
33 Jülich-Berg II 2738—2742 (ebd. 99).
3<i Jülich-Berg II 2761 u. 2917—2922 (ebd.).
37 Ebd. 99.
38 Ebd. 102 ff. Ich verweise besonders auf die Berichte des P. Rosmer S.J. aus Brüssel
1626—31 (ebd. 103).
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Münzpragung zu überwachen30. Doch bietet das Archiv mehr, da die Kreistage,
eine Art verkleinerter Reichstage, Schauplatze für die gravamina der kleineren
Stande wurden, so daB mitunter dem Antrag auf 'moderatio matriculae' eine ganze
Sammlung von Abschriften über Kriegsschaden beiliegt. Da der Keiser seine
burgundischen Lande in einem eigenen Kreis zusammengefaBt hatte, wurden die
übrig gebliebenen niederlandischen Reichsstande dem Westfalischen Kreis zu-
gewiesen, und da dieser von Ostfriesland im Norden bis zur Abtei Stablo im
Süden reichte, wurde er auch in alle Erschütterungen der Niederlande ein-
bezogen. Demnach sind die Protokolle für die Zeit des spanisch-niederlandischen
Krieges (weniger für die des DreiBigjahrigen), dann wieder für die der franzö-
sischen Kriege 16721714 eine nicht zu übersehende Quelle, nicht so sehr für
die diplomatische- und militarische Geschichte dieser Kriege wie für die Aus
wirkungen. Wenn auch der Zerfall der Reichsverfassung seit 1756/63 sich auch
auf die Qualitat der Akten auswirkt, so dürften die über die Exekutionen gegen
Aachen und Lüttich 1786 ff. schon wegen des reichen Flugschriftenmaterials von
allgemeinem Wert sein10. Auf die Münzprobationsakten 1511 -) 1559 ff. sei
besonders verwiesen.
Das Ausscheiden der Generalstaaten aus dem Reich 1648 bedeutete keinen
abrupten Bruch alter Beziehungen. Die Lehen des Erzbischofs und der Kurf. von
Brandenburg als Herzogs von Kleve wurden ebensowenig enteignet wie die
39 P. Lennarz, Die Probationstage u. Probationsregister des NW Kr. (Numismatische
Zs. NF 6, 1914, 1 ff.); B. Rode, Das Kreisdirektorium im Westf. Kr. 15221609, 1916;
W. Isaacson, Gesch. d. NW Kr. von 16481667, Bonner phil. Diss. 1933; P. Casser
(der Raum Westfalen 2 II, 1934, 35 ff.); K. Haberecht. Gesch. d. NW Kr. in der Zt.
der französ. Eroberungskriege (16671697), Bonner phil. Diss. 1935; K. Arnold,
Gesch. d. NW Kr. in der Zt. d. Span. Erbfolgekrieges (16981714), Bonner phil. Diss.
1937; O. Israel, Der Bielefelder Kreistag von 1671 (54. Jhrber. d. Hist. Ver. f. d.
Grfsch. Ravensberg, 1947 1948) 52 ff.); K. Hastenrath. Das Ende des NW Kr.,
Bonner phil. Diss., 1949 Maschr.
40 Ich gebe im Folgenden eine summarische Aufstellung der niederlandischen Stande
un Betreff (Kr. Kreisstandschaft; Krieg Kriegsbeschwerden): Batenburg (Kr.
16571713, geg. 's-Heerenberg weg. Bredevoort 1573, Münzpraktiken 1578), Borculo
(Krieg 1541 ff., bes. 1598, Plünderung 1574), Breda (Kr. 1555), Cambrai, Bistum
(Krieg 154290, Kr. 1598), Stadt (Kr. 1554, Religionswirren 1566, Besetzung 1710),
Echternach (1542, Kr. 1564), [EIslo 164345], Fagnolles (Kr. 1770), [Groningen, Krieg
1568, 1597], Gronsfeld (Kr. (1566) 1595, Krieg 1597 ff., geg. Maastricht wegen der über-
schlagenden Landereien 1659, geg. Brabant wegen der Gerichtshoheit 1659), 's-Heeren-
berg (Münzpraktiken 156078, Krieg 157289, Kr. 1633), Horn u. Werth (Krieg
1567—70, Kr. 1713). Kessenich (Kr. 1708—15. Krieg 1701), [Lage (Grenzen 1686)],
[Limburg, Herzogtum (Galmeihandel 1599)], Lüttich, Stift (Entfremdete Gebiete 1521
96, Krieg 1542 ff., geg. Maaseyck 156568, Kr. 1633 ff. (reaccessus 170917), geg.
Stift Munsterbilsen 1735, geg. KI. Herckenrode weg. Curange u. Kermpt 175760.
geg. Trier wegen Avans u. Loncin 1738, geg. KI. Sint Truiden wegen des Condomini
ums 176774, Aufstand 1786 ff. Spielbank zu Spa 1789, [Maastricht, Eroberung 1576,
158386], [Meliich u. Herkenbosch, Krieg 1579], [Ravenstein, Krieg 1578], Rekheim
(Münze 1560, Krieg 1567 ff., Aufstande 1739, 1765), [Rhein, Handelsbeschwerden 1580
90, 1697], [Sittard, Evangelische 1590] Stablo (Krieg 1542 ff., Vogtei 1544, 1697,
geg. Lüttich 1557, 1690 (Hofesgerichte), geg. Trier 156064, Kr. 156370, Schulden
der Gemeinden 1701, Aufstand 1789), Stein (Kr. 1568, Krieg 1631, Erbstreit 1739
50), [Tegelen, Krieg 1747], [Theux, Etat 1789], Thorn, Stift (Krieg 1568 ff., Münze
1590, Kr. 1661 ff., Gerichtsordnung 1723, Aufstand 1791), Wijlre (Krieg 1631 ff., Kr.
166771, Erbstreit 178184), Wittem (Kr. 1568, Krieg 1671 ff., Archivinventar 1725).
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