erst genannt werden müssen, 'der nach Gott und dem Herren König das Haupt
aller Fürsten in diesem Lande war', von dem auch der Herzog von Brabant15 und
der Graf von Geldern1" Lehen nahmen. Doch ist sein Archiv in einer einigermaBen
geschlossenen Folge der Urkunden erst seit 1152 erhalten17, Besitzaufzeichnungen
von einigen Einzelstiicken abgesehen erst seit etwa 1380, politische
Korrespondenz im gröBeren Umfange erst seit 1689 (aus der Zeit vorher nur
einige Aktengruppen über den Truchsessischen Krieg und die Anfange des Dreijiigj.
Krieges (Korrespondenz der Katholischen Liga) bis etwa 1630, die Akten der
kurköln. Gesandten, des Osnabrücker Bischofs v. Warttenberg auf dem Friedens-
kongress zu Miinster 164448 und die des Dr. Aldenhoven über die Frankfurter
Allianz (Rheinbund) 165568). Das Erzbistum als kirchlicher Bereich umfaBte
auch Nijmegen und das Gebiet zwischen Maas u. Waal. (Vor 988 hatten auch
Venlo und Tegelen dazu gehort18). Das Erzstift als 'Land' war ein schmaler
Streifen am Rhein von Xanten (Rees) bis Andernach (von den westfalischen
Besitzungen, dem Herzogtum Westfalen und dem Vest Recklinghausen sei hier
abgesehen, auch von dem Streubesitz am Mittelrhein und an der Mosel). Die
Westgrenze des lothringischen Herzogtums, das dem Erzbischof zuerst 1151
verliehen worden war, kennen wir nicht, doch dürfte sich der Machtbereich nicht
wesentlich über die Maas hinaus erstreckt haben. Die Liste der vom Erzbischof
Philipp von Heinsberg 1191) erworbenen Burgen nennt als südlichste Punkte
Dalhem und Gronsveld (bei Maastricht), als nördliche Didam u. Bredevoort, von
wo dann der Kreis mit Bentheim sich ins Sachsische wederzicht19. Doch hatte
der Erzbischof im Brabant-Lütticher Raum mehrere groBe und z.T. recht alte
Besitzungen: das allodium Sint-Pietersleeuw südlich Brüssel20, Tirlemont-Hougarde,
das zusammen mit Elch u. Othée dem Herzog von Brabant verlehnt war (Der
Kölner Domscholaster war 'seit alters' Propst des Stiftes Hougarde-Hoxem)21;
zusammen mit den Herren von Kuik hatte er die Herrschaft Afferden/Heien an
der Maas22. Aus dem Erbe des Grafen Balderich und seiner Gattin Adela war
um 1020 Zyfflich an den hl. Petrus gekommen. (Ich vermute, daB hierzu auch
t;> Th. J. Lacomblet, Die Lehnhöfe am Niederrhein (Lacomblets Archiv für die Gesch.
des Niederrheins 4, 1863, 399).
16 Die einzelnen Lehen sind nicht bekannt (ebd. 396 f.); der Graf war Vogt der
erzbischöflichen Höfe zu Kempen, Neuss u. Rheinberg, vgl. P. N. van Doorninck, Het
oudste Leenactenboek van Gelre 1326, 1898, 1 (betr. Kempen), 22 (betr. Rheinberg);
J. J. S. Baron Sloet en J. S. van Veen, Register op de Leenaktenboeken, Leenen buiten
Gelderland, 1912, 101 (betr. Kempen), 142 (betr. Neuss), 139 (betr. Rheinberg); über
die Vogtei Neuss s. W. Föhl, Die Vogtei an der Niers (Heimatkalender d. Grenzkr.
Kecpen-Krefeld, 1962, 190 ff.).
17 Vgl. die Ubersicht von L. Korth, (Westdeutsche Zs. für Geschichte u. Kunst.
Erg. Heft 3, 1886. 101 ff.); über die geringen Reste des alteren Archivs s. Regesten der
Erzbischöfe von Köln 1, hg. v. F. W. Oediger, 1954/61, 31 ff.
18 Ebd. 1 nr. 546.
19 Reg. EB Köln 2 nr. 1386 ff. u. Fr. J. Esser, Studiën zum Kölner EB Philipp v.
Heinsberg (11671191), Kölner phil. Diss. Maschr. 1955, 58 ff.
20 Geschenk einer Frau Engela (vor 818) (Reg. EB Köln 1 nr. 136).
21 Neuss-Oediger 1, 418 Anm. 34.
22 Kurköln, Lehen, Spec. 1, Urk. 15; J. J. S. Baron Sloet en J. S. van Veen, Register
op de Leenaktenboeken, Overkwartier, 1904, 30.
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die Herrschaften Etten-Gendringen gehörten.die zusammen mit Bingerden-
Westervoort Lehen des Erzbischofs waren23, aus dem Erbe der Grafen von Ahre-
Hochstaden der Lehnshof Heerlen (aber nich die Herrschaft)21.
Da die anderen Landesherrschaften sich erst im 12. Jh. ausbildeten, reichen auch
ihre Archive nicht weiter zurück (Berg 1168, Jülich 1209, Kleve 1223, Moers
1242). Klevischer Besitz in der Liemers wird schon im 12. Jh. erwahnt25; Zum
Herzogtum Kleve gehorte seit 1424 die Herrschaft Gennep23. Von den 160 Lehen
lagen etwa 43, also ein Viertel, in der Provinz Gelderland, sicher die Halfte über
haupt auBerhalb der Landesgrenzen27. Da die Lehnregister erhalten sind, ist das
Fehlen der meisten Lehnreverse nur ein Verlust der Siegel. Empfindlicher und
durch keine Briefregister gedeckt ist der Verlust der reichhaltigen, noch wenig
ausgewerteten Korrespondenzen des 15. Jhs. mit Geldern, Utrecht und Burgund28.
Die sog. 'Causae', die etwa 1340 einsetzen und deren Reihe das Archiv seit
1907/17 besitzt29 sind Register der ausgestellten Urkunden, die für die auswartigen
Beziehungen nicht viel enthalten, wohl aber manches für die brabantisch-
flandrischen Apanagen Engelmunster u. Rousbrugge, Wijnendal, Breskens
(Breskesand) und Ravenstein30.
Zum Herzogtum Jülich gehörten seit 1400 die Herrschaften Born u. Sittard31,
23 Reg. EB Köln 1 nr. 640 u. 1085; HStA Düsseldorf, Kurköln Lehen, Spec. 15 u. 18.
24 J. M. Van de Venne, Inv. van het archief der Keurkeulse mankamer te H. (Inv.
van Rijks- en andere archieven, 1, 1928, 519 ff.); Rechte an dem Sumpfgebiet Mereweda,
die der Erzbischof zusammen mit dem Bischof von Utrecht und einigen Abten hatte,
wurden ihm genommen 1018, als der Graf von Holland seine Burg in Dordrecht baute
(Reg. EB Köln 1 nr. 648). Von den Lehen seien genannt Afferden (1430 ff.),
Bingerden, Ksp. Gent (1377 ff.), Etten u. Gendringen (1469 ff.), Gruitrode (1385 ff.),
Hamal (1424 ff.), Kaldenborn (Caumar) (1371 ff.), Othée (1464 ff.), Well u. Bergen
(Zehnt 1491 ff.).
25 Vgl. Th. Ilgen, Quellen zur inneren Gesch. der rheinischen Territorien, Herzogtum
Kleve 1 Amter u Gerichte 1, 1921, 375 (Publ. d. Ges. f. rhein. Geschkde. 38).
20 Ebd. 191 ff.
27 Vgl. vorerst Das Staatsarchiv D. - 1, 216 ff.
28 Ebd. 1, 242 ff.
29 Ebd. 221; insbes. Th. Ilgen, Die wiedergefundenen Registerbücher der Grafen u.
Herzöge von Cleve-Mark (Mitt. v. Preuss. Archivverwaltung 14, 1909).
30 Die Herrschaft Ravenstein, die seit 1450 im Besitz einer Nebenlinie des klevischen
Hauses war, kam 1527 an Kleve. Sie wurde 1670 zusammen met Wijnendal u. Breskens
dem Pfalzgrafen von Neuburg zugesprochen und von Düsseldorf aus verwaltet; vgl.
Anm. 2.
31 Vgl. bes. die Akten betr. die Mannkammer (Das Staatsarchiv 1, 68 f.), die Rech-
nungen 14941795 (ebd. 161), die Visitationsberichte 153382, hg. v. O. R. Redlich,
Jülich-Bergische Kirchenpolitik2 I, 1911, 64 ff. (Publ. d. Ges. rhein. Geschkde 28).
Der Plan von Sittard von 1538 gehort zu den Verlusten des letzten Krieges, doch ist
eine fotografische Aufnahme erhalten. Von den Lehen des Herzogtums Jülich
seien genannt: [Breskens (1962 ff.)], Eis (1701 ff.), Grasbroek (1580 ff.), Grubbenvorst
u. Velden (1407), Groote-Brogel (Grand-Brogel) (1329 ff.), Kessenich (1321 ff.),
[zwischen Mark u. Rönne (1510 ff.) (war Lehen der Herrsch. Heinsberg)], Mellich
(1629), Misenbroich bei Heerlen (1478 ff.), Neden, Ksp. Mellich (1596), Schaesberg
(1479 ff.), vgl. Das Staatsarchiv D. 1, 62 ff.; ebd. 67 ff. betr. die niederlandischen
Lehen der Mannkammern Brüggen, Wassenberg, Heinsberg (nr. 186 Dornicker Zehnt
zu Leuth bei Nijmegen), S. 78 nr. 83 betr. Varseveld u. Silvolde (Lehen des Herz. Berg).
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