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6. Auszüge aus fremden Archiven.
7. Deposita (u. a. von den ParlamentariernRiNTELEN, Marquardsen,
Frhr. V. Stauffenberg, Hammacher, von Reichsprasident Ebert
usw. usw.)
8. Geschlossene Privatarchive (u.a. Deutscher Studentendienst
1914 und Volksbund für Freiheit und Vaterland).
9. Autogramme.
A VilAktenkontrollstelle.
Leitung und Ueberwachung des gesamten Leihverkehrs
innerhalb des Reichsarchivs und nach auszerhalb. Annahme-
stelle eingehender Akten und Zuleitung an die einzelnen
Referate. Sammlung der zur Kassation bestimmten Akten
und Ueberwachung der Kassation.
A VlllOrganisation.
Auskunftserteilung auf grund besonderer Kenntnis der
deutschen Heeresorganisation; Anlage vonSammelmappen.
Dieses Referat dient der augenblicklichen praktischen
Auskunftserteilung an Behörden und Private.
A IX: Bücherei.
Sie umfaszt rund 70000 Bënde und enthalt auszerdem
eine grosze Sammlung von ganzen Zeitungen, Mauer-
anschlagen, Plakaten und Flugblattern.
A X: Kartenarchiv.
Kriegskarten, Karten der Volksabstimmungen nach dem
Versailler Vertrag usw.
A XI: Bild- und Filmarchiv (mit eigener photographischer
Anstalt).
In vorstehender Uebersicht sind nur die Hauptgruppen der ein
zelnen Referate angegeben. Von dem gewaltigen Umfang des Akten-
materials kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt,
dasz z.B. das Referat A II 1 (Oberste Heeresleitung) 35000 Akten
enthalt, A II 5 a u. b zusammen über 200.000 Akten, oder dasz z.B.
das Referat A II 8c. fast 1000 selbstündige Registraturen umfaszt, und
dasz eine einzige der dem Reichsfinanzministerium nachgeordneten
Behörden, namlich die Reichsentschëdigungskommission, 140.000 Akten
r Eine ausführlichere Einteilung wird in dem Aufsatz von Archivrat Dr-H. ROGGE
über das Reichsarchiv in der „Archivalischen Zeitschr.ft lahrgang 1926, erscheinen.
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abgeliefert hat. Von den Kriegsgeseilschaften laszt sich die Anzahl
der Akten noch nicht annahernd feststellen, da es noch nicht möglich
gewesen ist, diese ungeheure Aktenmasse ordnungsmaszig aufzustellen.
Die Reichsgetreidestelle allein umfaszt 60.000, die Zentraleinkaufsge-
nossenschaft 40.000, die Kriegsmetallgesellschaft 30.000 Akten. Dabei
sind gerade diese wirtschaftlichen Akten von ganz bedeutendem histo-
rischen und praktischen Wert. Sie dürfen nur mit Genehmigung des
Reichsfinanzministers benutzt werden. Eine von allen bisherigen Ar
chiven abweichende Eigenart besitzt das Reichsarchiv sodann in dem
überaus reichhaltigen Kartenarchiv sowie in dem Bild- und Filmarchiv,
das mehrere Hunderttausend Originalplatten mit Urheberrecht und
ebensoviele Abziige sowie mehrere Hundert verschiedene Filmstreifen
besitzt. Diese Sammlung ist für die politische, kulturelie und soziale
Geschichte des Deutschen Reiches und Volkes von auszerordent-
licher Bedeutung.
Die gewaltige Aktenmenge, die plötzlich zusammenströmte, brachte
es mit sich, dasz das Provenienzprinzip nicht immer streng innege-
halten werden konnte. Es muszten aus raumlichen Gründen den ver-
schiedenen Zweigstellen des Reichsarchivs, über die weiter unten noch
gesprochen werden soil, Bestande zugewiesen werden, die bei genauer
Innehaltung des Grundprinzips in Potsdam hatten aufbewahrt werden
mussen. An der Zentralstelle selbst muszte man sich mit dem Bau
von groszen Baracken behelfen, und es ist eine der dringendsten Be-
dürfnisse des Reichsarchivs, an stelle der ehemaligen Kriegsschule ein
eigenes, auch für die Zukunft allen Ansprüchen genügendes Magazin
zu bekommen. Es sind bisher noch keineswegs alle Registraturen
aufgenommen worden, und die Ordnungsarbeiten der mehrere Mil-
lionen umfassenden Akten werden noch langere Zeit in anspruch
nehmen. Geplant ist, sobald wenigstens die einzelnen Registraturen
verzeichnet sind, eine Uebersicht davon im Druck erscheinen zu lassen.
Durch Aufstellung von summarischen Verzeichnissen und durch
Innehaltung eines streng geregelten Referatsystems konnte immerhin
erreicht werden, dass die Besucher befriedigt und die Anfragen immer
erledigt werden konnten, wenn auch unter erschwerenden Umstanden.
Einen Begriif von dem Umfange der Benutzung des Reichsarchivs giebt
die Zahl der ausgeliehenen Aktenstücke. Allein von der Zentrale in
Potsdam wurden in den jahren 1920 24 über 55000 Akten ausge-
liehendie Besucherzahl des Benutzerzimmers betrug in derselben
Zeit rund 3000 Personen. An einzelnen Tagen, besonders in der ersten
Zeit, waren bis zu 70 Nachforschungen zu erledigen.
Auf eine Gruppe der Einteilung, namlich auf A VI „Fremde
Bestandteile" möchte ich noch kurz die Aufmerksamkeit lenken. Hier